Rauminstallation

Trunkenes Schiff

 

Eine der schönsten Rauminstallationen, die es in letzter Zeit in Köln zu bewundern gab, zeigt der Maler und Bildhauer Dierk Engelken jetzt in der Rodenkirchener "Wachsfabrik"

(lndustriestr. 170). Seit gut 15 Jahren beschäftigt sich Engelken, der auch als Bundesvorsitzender des Bundesverbandes Bildender Künstler wirkt, mit beweglichen Skulpturen, vor allem „Segelplastiken“. Das Spiel von Sonne, Wind und Material unter freiem Himmel hat Engelken durch seine Installation „Le Bateau lvre“ (das trunkene Schiff) kongenial in den geschlossenen Raum übertragen.

 

Die Halle steht unter Wasser, wobei die untergelegte schwarze Folie Tiefe simuliert. Über einen leicht angewinkelten Holzsteg betritt der Betrachter eine ebenfalls schräge Holzplattform in der Mitte des hohen, weißgetünchten Raumes. Drei ebenfalls weiße Segel - wie ein transparentes Zelt montiert - dienen der geometrischen Akzentuierung und werden von einigen in einem Türspalt übereinandergestapelten Strahlern beleuchtet. Zugleich spiegeln sie sich im tiefschwarzen Wasser. Ein dünner roter Metallbogen spannt sich einem Regenbogen gleich quer durch den Raum. Drei dünne, kaum wahrnehmbare Seitenstreben deuten die Hälfte eines Bootsrumpfes an. Durch die Spiegelung im Wasser wird die andere Hälfte ergänzt.

 

Der Betrachter erlebt das Schwankende, Trunkene, Leichte dieser Installation unmittelbar durch die Schrägen des Steges, das Spiel von Kunst- und wechselndem Tageslicht, welches durch die Dachfenster in den Raum einfällt. Wasser und Licht, Hell und Dunkel bilden zusammen mit der Person des Betrachters eine Einheit. Engelken ist hier eine höchst originelle Arbeit von äußerst suggestiver Kraft gelungen, ein begeh- und erfahrbares Kunstwerk, das mit seinen ästhetischen Reizen geradezu verschwenderisch umgeht.

 

EvS

 

Kölner Stadtanzeiger vom 4. November 1987



aus "Ateliers der Bundesrepublik Deutschland";

Kunsthalle Sofia, Bulgarien;

1988

"Fata Morgana";

Rauminstallation;

Schleiernessel, Licht, Wasser, Sand, Zink

233 x 233 x 233 cm; 1988